Steve Jobs – Filmkritik

Der Typ in Daddy-Jeans ist nicht glücklich: sein Team schafft es nicht, dass der neue Macintosh bei der Produkteinführung „Hello“ sagt. Er schreit nicht, er scheint auch nicht besonders aufgeregt zu sein, trotzdem muss es klappen. Wenn nicht, wird er seinen Kollegen einfach nicht erwähnen. So, als hätte er gar nichts dazu beigetragen. Seine Marketing-Chefin versucht ihn davon zu überzeugen, dass das doch bitte nicht so wichtig sein kann. Er lächelt sie nur an und sie weiß Bescheid: das Ding muss „Hello“ sagen, da fährt die Eisenbahn drüber.

Steve Jobs war wohl nicht unbedingt ein sympathischer Zeitgenosse. Oder vielleicht doch? Ist eigentlich auch egal, er hat Apple zu einer der stärksten Marken weltweit aufgebaut. Jeder, der sich nur ein wenig inszeniert, besitzt ein Apple Produkt: Blogger, Designer, Architekten, rich Kids etc. vereint durch einen angebissenen Apfel. Eine spielerisch intuitive Oberfläche gepaart mit Design ist eben ein Verkaufsschlager.

In Danny Boyles „Steve Jobs“ sieht man Jobs (Michael Fassbender) in unterschiedlichen Jahrzehnten jeweils vor der Präsentation eines neues Produktes. Bei den Produkteinführungen trifft er auf die immer gleichen Leute: Joanna Hoffman (Kate Winslet), Steve Wozniak (Seth Rogen), Andy Hertzfeld (Michael Stuhlbarg) und auf seine Tochter Lisa. Dank Drehbuchautor Aaron Sorkin ist „Steve Jobs“ ein smarter, dialoglastiger Film ohne Kitsch. Als Zuseherin hat man das Gefühl, man ist Teil der Produkteinführungen, weil man ständig in Kontakt mit allen Beteiligten ist und fast dazu verführt wird, mitzureden. Auch wenn die Dialoge manchmal sehr lang sind und volle Konzentration verlangen, wird der Film eigentlich nie fad. Das ist auch den großartigen Schauspielern zu verdanken. Jobs sieht sich im Film als eine Maschine, mit einem nicht sehr gut funktionierenden Betriebssystem. Die einzige, die all die Jahre an seiner Seite geblieben ist, ist Marketing-Chefin Joanna Hoffmann (auch super: Kate Winslet).

iMensch. „Steve Jobs“ ist gelungener Film über den „Mythos“ Jobs, ohne Apple oder die Hauptfiguren auf ein Podest zu heben. Manchmal sind die Backstage-Geschichten eben besser als die Bühnenshow…

Bewertung:
4 von 5 Filmrollen