Everest – Filmkritik

Filme, die auf wahren Begebenheiten beruhen sind bekanntlich immer höchst dramatisch. Am Anfang wird kurz die Geschichte eingeblendet, dann kommt der Film und zum Schluss sieht man wie die Menschen „in echt“ ausgesehen haben und erfährt manchmal noch, was sie nach der Tragödie oder Heldentat (je nachdem) getan haben. Oft ist man hier sehr gerührt oder mitgenommen, bei Everest ist man eigentlich nur froh, dass der Film trotz all der Dramatik endlich aus ist.

Im Mai 1996 starben 6 Menschen in einem eisigen Schneesturm am Mount Everest. Journalist Jon Krakauer überlebte und verarbeitete seine Erfahrungen in einem Buch („Into thin air“), daraus entstand u.a. „Everest“. Die Story hätte so viel hergegeben: die Risikobereitschaft ungeübter Bergleute, die den Bergführern unglaubliche Summen zahlen (ca. 70.000 Euro), um auf den höchsten Berg der Welt geschleppt zu werden (ja…wirklich: wortwörtlich), der ökologische Wahnsinn der daraus entstanden ist, die Bergführer, die sich selbst und ihre Gruppe in Gefahr bringen, die Zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen denen vor Ort und denen, die zu Hause auf sie warten….all das hat „Everest“ verabsäumt. Herausgekommen ist nur dünne Luft mit guten Schauspielern: Jason Clarke, Josh Brolin, Emily Watson, Keira Knightley, Sam Worthington, Robin Wright, Jake Gyllenhaal und noch einige mehr können vom schwachen Drehbuch nur selten ablenken.

Ich habe keine Ahnung warum man halb krepierend einen Berg besteigen muss und für dieses Erlebnis auch noch unglaublich viel Geld ausgeben darf. Das Interesse am Film hielt sich meinerseits somit in Grenzen. Die vielen Charaktere im Film halfen dann auch nicht wirklich, für irgendjemanden mitzufühlen, einige „Todesszenen“ waren – so makaber es klingt – eher ungewollt lustig. Visuell schön war der Film nur, wenn er den Berg oder die Umgebung von weitem eingefangen hat, bei den Nahaufnahmen sah alles sehr unecht aus und ich habe im Hinterkopf immer gesehen, wie unechter Schnee auf die Schauspieler geschüttet wird – sehr ärgerlich. Die beste Szene im Film war für mich, als sich alle vor der Bergebesteigung im Basislager niedergesoffen haben und zu folgendem Lied getanzt haben:

Everywhere you go, always take the weather with you.
Everywhere you go, always take the weather.
Everywhere you go, always take the weather with you.
Everywhere you go, always take the weather, the weather with you.

Das ist zumindest irgendwie ironisch.

„Everest“ ist zäh und tiefgefroren. Bergfreunde können vielleicht noch mehr mitfühlen und sogar eine Art der Begeisterung für den Film aufbringen. Ich kann das nicht und sehe noch mehr Wahnsinnige, die nach dem Film den Berg besteigen wollen.

Bewertung:
2 von 5 Filmrollen