Amy – Filmkritik

Drogenexzesse. Gescheiterte Entzugsversuche. Alkoholmissbrauch. Impertinenz. Assoziationen, die einem wohl als erstes in den Kopf schießen, wenn der Name Amy Winehouse fällt. Zumindest jenen, die sich nicht sonderlich mit ihrer Person und Musik, und auch nur am Rande mit Medienbeiträgen zu dieser Ausnahmekünstlerin beschäftigt haben. Zugegeben, auch ich habe mich zu ihren Lebzeiten nur sehr beschränkt mit ihren Songs auseinandergesetzt, gerade einmal massentaugliche Hits wie „Rehab“ oder „Back to Black“ sind zu mir vorgedrungen – erst Jahre nach ihrem Tod habe ich Amy Winehouse und ihr großartiges musikalisches Œvre für mich entdeckt.

Life’s short. Anything could happen, and it usually does, so there is no point in sitting around thinking about all the ifs, ands and buts.

In seinem Dokumentarfilm „Amy“ erzählt Asif Kapadia die private, zutiefst bewegende Lebensgeschichte einer authentischen jungen Frau – einer passionierten Sängerin, die für ihre Musik gelebt und sich nichts sehnlicher gewünscht hat, als geliebt zu werden. Mithilfe teils bisher unveröffentlichten Videomaterials und eingespielter Audioaufnahmen von Kollegen, Freunden und Familienmitgliedern zeichnet der Regisseur ein sehr intimes Bild der Künstlerin und zeigt die Höhen und Tiefen ihres Weges, die Konsequenzen plötzlichen Ruhms und die damit verbundenen emotionalen Schwierigkeiten.

Weder pathetisch noch sentimental, dafür über die Maßen einfühlsam und berührend versteht es der Dokumentarfilm, uns Amy Winehouse als Privatperson näher zu bringen. Nicht ihre bemerkenswerte musikalische Leistung steht dabei im Vordergrund, vielmehr wird der Fokus auf ihr Leben abseits des von den Medien propagierten Bildes gelegt. Im Laufe des Films zeichnet sich dabei immer klarer ab, was es eigentlich heißt, plötzlich berühmt zu sein und welch enorme Belastungen und Restriktionen das Dasein als Star mit sich bringt. Gleichzeitig wird so auch uns, als Musik- und Medienkonsumenten, ein unerbittlicher Spiegel vorgehalten.

Kapadias „Amy“ ist eine schlichtweg herausragende filmische Biografie – packend wie ein Thriller, ergreifend wie ein Drama, ehrlich und außergewöhnlich wie die Porträtierte selbst.

Bewertung:

5 von 5 Filmrollen