Hin und weg – Filmkritik

Review of: Hin und weg

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4
On 27. Oktober 2014
Last modified:29. Juni 2015

Summary:

„Hin und weg“ stellt nicht die ewig selben Fragen nach dem Warum oder dem Danach, sondern versucht die sozialen, menschlichen Verhaltensweisen und Verarbeitungsprozesse, die mit Bekanntwerden einer unheilbaren Krankheit verbunden sind, zu analysieren. Interessant, mitreißend und vor allem berührend – der ideale Film für einen verregneten Herbsttag.

Gerade eben war doch noch alles gut. Und plötzlich schlägt die ausgelassene Stimmung um, Hannes‘ (Florian David Fitz) Mutter bricht in Tränen aus, seine Freunde starren in ungläubig an. „Ich habe ALS.“, gesteht er mit brüchiger Stimme. „Lebenserwartung drei bis fünf Jahre, seit einem halben Jahr geht’s bergab.“ Er drückt vorsichtig die Hand seiner Freundin Kiki (Julia Koschitz). Niemand weiß, wie er so recht reagieren soll, vor allem deshalb nicht, weil sie doch gerade erst mit ihrer gemeinsamen Radtour nach Belgien begonnen haben. Warum eigentlich ausgerechnet dort hin? Und plötzlich, wie aus dem Nichts, überkommt alle ein Schleier aus tiefster Trauer, werden sie sich doch über den wahren Grund dieser Reise bewusst. Aus Loyalität und Respekt ihrem guten Freund gegenüber, entschließt sich die Gruppe aber, die Tour mit all ihren Höhen und Tiefen bis ans bittere Ende durchzuziehen.

Die Idee zum Film entstand noch bevor die gehypte „Ice Bucket Challenge“ diverse Social Media-Seiten eroberte, ist aber gerade aufgrund dieser aktueller denn je. Schon klar, „Hin und weg“ greift eine im Drama-Genre bereits ziemlich ausgelutschte Thematik auf, statt Krebs hat der Hauptprotagonist eben Amyotrophe Lateralsklerose. Aber was wie eine kitschige deutsche Tragikomödie à la „Heiter bis wolkig“ anmutet, ist eine realistisch gezeichnete Geschichte über Freundschaft, Leben und Tod. Bei den unausweichlich emotionalen Szenen verzichtet der Regisseur Christian Zübert bewusst auf musikalische Untermalung und baut viel mehr auf das schauspielerische Talent des prominenten Casts. Szenenbild und Drehbuch sind liebevoll ausgearbeitet, gerade die „Unperfektheit“ so mancher Reaktion oder Szenerie lässt den Film realitätsnaher wirken.

„Hin und weg“ stellt nicht die ewig selben Fragen nach dem Warum oder dem Danach, sondern versucht die sozialen, menschlichen Verhaltensweisen und Verarbeitungsprozesse, die mit Bekanntwerden einer unheilbaren Krankheit verbunden sind, zu analysieren. Interessant, mitreißend und vor allem berührend – der ideale Film für einen verregneten Herbsttag.

Bewertung:
4 von 5 Filmrollen