13 Hours – Filmkritik

Michael Bay tauscht sein Metallspielzeug gegen Alpha-Männchen im Krieg. Am Jahrestag von 9/11 wurde 2012 der US-Diplomatensitz in Bengasi von libyschen Dschihadisten angegriffen. Vier Menschen wurden dabei getötet, darunter US-Botschafter Stevens. Wie immer wenn es sich um Michael Bay Geschichten handelt, geht es hier um eine pathos-triefende Heldengeschichte, doch überraschenderweise ist „13 Hours“ trotzdem Michael Bays spannendster Film so far.

Jack Silva (John Krasinski) kratzt sich am Vollbart und zieht seinen Ehering ab. Das machen geheime Bodyguards, die in der „gefährlichsten Stadt der Welt“ arbeiten, so. Schließlich könnten die Terroristen das gegen sie verwenden. Also gibt es keine Eheringe, dafür fast tägliche Skype-Gespräche mit den Liebsten Zuhause. Ihr Aufenthaltsort sind ummauerte Häuser, sie sollen auf die Diplomaten, die in Yale und Harvard studiert haben, aufpassen. Praktischerweise schauen die bodenständigen Söldner alle gleich aus: Muckis und Vollbart – manly man eben. Als der „geheime“ und nicht gut gesicherte US-Diplomatensitz angegriffen wird, müssen sie natürlich handeln und werden so zu den Helden der ganzen Geschichte…

Wie es sich für einen Actionfilm gehört, wird Politik außen vor gelassen. Aber hinter der Kamera steht eben nicht Kathryn Bigelow, sondern Michael Bay. Ist auch gut so, schließlich macht er das, was er kann. Bay steht für geile Autos, geile Frauen, ästhetische Gewalt, Alpha-Männchen und viele Einstellungen, bei denen Männer mit Waffen in Zeitlupe und von unten gefilmt werden. Doch irgendwann ist sogar das fad, deswegen überraschte Bay schon einmal: „Pain and Gain“ war herrlich überzogen und in der Welt der Bodybuilder angesiedelt. Mit „13 Hours“ wagt sich Bay gemeinsam mit Drehbuchautor Chuck Hogan (Buchvorlage Mitchell Zuckoff) noch einmal mehr aus dem Fenster: er wollte einfach die wahren Helden dieser Geschichte zeigen. Ist ihm gelungen. Man merkt, dass er einfach nah an den Söldnern dranbleiben will und inszeniert sie als am Boden gebliebene „Underdogs“, die noch wissen, was Richtig und Falsch ist (in Gegensatz zu den Politkern). Eine zerschossene Amerikaflagge hie und da darf natürlich auch nicht fehlen. Sieht man über die teils schlechten Dialoge hinweg, gibt es sogar Szenen, die wirklich gut funktionieren. Nie wissen sie im Kampf, ob diejenige auch wirklich mit Ihnen kämpfen oder sie in einen Hinterhalt locken wollen. You never know. Eine gesichtslose Masse voller Männer mit Waffen macht eben auch den härtesten Männern Angst. Zum Schluss wird klar: vielleicht waren sie zwar mutig, aber Überleben hat nichts mit Mut zu tun, sondern mit Glück.

„13 Hours – The Secret Soldiers of Benghazi” ist Bays unamerikanischster Film, schließlich gab es nur wenige Szenen mit wehender bzw. versenkter Ami-Flagge. Auch wenn es einen komischen Beigeschmack hat, da es wirklich passiert ist, aber „13 Hours“ ist ein gut-inszenierter Actionfilm, der bei einer Länge von 2h 24min nicht langweilig wird.

Bewertung:
4 von 5 Filmrollen