SPECTRE – Filmkritik

Mr. Bond. What took you so long?

Nach dem enorm erfolgreichen „Skyfall“ melden sich Sam Mendes und Daniel Craig mit „Spectre“ zurück. Kann man „Skyfall“ eigentlich toppen? Nein. Muss man es überhaupt besser machen? Nö. Seit Craig war jeder Bond-Film in gewisser Weise einzigartig. Mit „Casino Royal“ startete eine neue Ära. Bond war nicht mehr komplett lächerlich, er bekam eine Frau an seine Seite, die nicht unbedingt gerettet werden musste und sogar für ihn gestorben ist. Danach ist er natürlich komplett irre und muss sich rächen. „Quantum of Solace“ war einfach die „Verlängerung“ des Vorgängerfilms (was ich übrigens nicht so schlimm finde). Dann kam „Skyfall“ und Bond stellte sich seiner Vergangenheit und versuchte, seine M(utter) irgendwie zu retten. Leider nicht ganz so erfolgreich…

The dead are alive steht da auf der Leinwand. Wir sehen Menschenmassen in Totenmasken-Kostümen, sie tanzen durch Mexico City. Ein Mann mit blitzblauen Augen in einem Skelett-Anzug bahnt sich den Weg durch die Menge. An der Hand führt er eine Frau, sein Ziel: das Hotelzimmer. Wir können uns denken, wer hinter der Maske steckt. You know his name. Kurze Zeit später fängt die Action an, gefolgt von dem berühmten „Bond-Intro“, „Writing’s on the Wall“ von Sam Smith. Im Kino wirkt der Song überraschenderweise ziemlich passend. Vielleicht war ich einfach auch nur so aufgeregt, endlich den neuen Bond-Film sehen zu dürfen. Man weiß es nicht. Nach einem enorm guten Start finden wir Bond in London wieder, der von M (Ralph Fiennes) gleich gemaßregelt wird. Doch Bond folgt einer anderen Spur, die ihn (mal wieder) in seine Vergangenheit führt…

You are a kite dancing in a hurricane, Mr. Bond.

Mehr über die Story zu schreiben, wäre fahrlässig, auch wenn die Überraschungen in „Spectre“ dann gar nicht so überraschend sind, wie die Filmemacher vielleicht glauben würden. Sam Mendes hat mit seinem Kameramann Hoyte Van Hoytema ein unglaublich bildgewaltiges Spektakel geschaffen: einzelne Szenen hätte man einfach ausschneiden und einrahmen können. Ein perfektes Szenenbild in einem Actionfilm gelingt eher selten, umso mehr war ich davon begeistert. Keine Frage, das Team rund um Mendes und Craig hat hier wirklich alles gegeben (was man für Geld machen kann), da kann man besser verschmerzen, dass die Story von „Spectre“ nicht ständig zieht. Bond hat in diesem Film viel mehr von seinen Vorgängern, was mir persönlich nicht so gut gefällt, auch die Frauenrollen sind diesmal nicht wirklich gut ausgefallen. Monica Bellucci und Léa Seydoux sind großartig, aber vollkommen unterfordert. Ein paar Sätze und sie sind Mr. Bond verfallen? Jo eh. It’s 2015 after all. Meine Lieblingspaarung ist ja James Bond und Q – eine großartige Mischung, die in „Spectre“ auch mehr Raum einnimmt, das tut dem Film gut. Überhaupt werden M, Moneypenny (Naomie Harris) und Q (Ben Whishaw) mehr in die Story involviert, was man hoffentlich auch für die nächsten Bonds beibehalten wird.

Bond-Filme sind oft nur so gut wie seine Gegenspieler. In „Spectre“ ist es Oberhauser (Christoph Waltz) und Henchman Hinx (Dave Bautista). Der eine redet sehr ruhig und langsam, der andere spricht mit seinem Körper. Dreimal dürft ihr raten, wer wer ist. Die komplett Wahnsinnigen machen einem doch immer mehr Angst als die körperlich gewaltsamen, oder? Die Szene, als Bond zum ersten Mal auf Oberhauser trifft, könnte aus einem Hitchcock-Film entsprungen sein. Das Spiel mit Licht und Schatten, einfach großartig. Apropos großartig: Wie es sich für einen Bond-Film gehört, sind die Drehorte mal wieder top-notch. Das muss ich auch sagen, weil „Spectre“ immerhin in Österreich spielt.

„Spectre“ ist ganz großes Actionkino und visuell einfach umwerfend. Das mit den Frauenfiguren üben wir aber noch einmal, denn: James Bond will return.

Bewertung:
4 von 5 Filmrollen